
KOMPLIKATIONEN BEI OPERATIONEN
Komplikationen nach ambulanten Operationen sind selten, da das operative Spektrum sorgfältig ausgewählt und die Durchführung ausschließlich erfahrenen Ärztinnen und Ärzten anvertraut wird. Dennoch lassen sich Risiken nie vollständig ausschließen. Mögliche Komplikationen können beispielsweise allgemeiner oder eingriffsspezifischer Art sein und werden im Vorfeld des Eingriffs ausführlich mit Ihnen besprochen. Sie können folgender Art sein:
DAS SOLLTEN SIE ALS PATIENT WISSEN
CHIRURGISCHE KOMPLIKATIONEN
Schmerzen
Ein Zulassungskriterium für die Durchführung ambulanter Eingriffe ist, dass die postoperative Schmerzbehandlung über peripher wirksame Analgetika möglich ist. Ungenügende Analgesie ist ein häufiger Grund für eine unerwartete stationäre Aufnahme.
Intraoperative Blutung
Ist selten und in der Regel beherrschbar. In sehr seltenen Ausnahmefällen Fällen ist eine Verlegung unter ärztliche Begleitung in das nächste mit der Praxisklinik kooperierendes Krankenhaus jedoch nicht auszuschließen.
Direkte postoperative Blutungen
Sie sind ebenfalls selten und können in der Regel an Ort und Stelle gestillt werden. Dies kann unter Umständen eine zweite kurze Narkose notwendig machen. Die Mehrbelastung des Patienten ist jedoch durch die verwendete moderne Anästhetika in der Tat gering und er kann wie vorgeplant am selben Tag wen auch mit einiger Verspätung nach Hause entlassen werden.
Spätnachblutungen
Eine späte Nachblutung kann bei den folgenden Operation auftreten:
- periphere Eingriffe - innerhalb der ersten 48 Stunden Entsprechende Aufklärung der Patienten hilft, solche Komplikationen in den meisten Fällen ausreichend früh zu erkennen. Die stationäre Aufnahme des Patienten, bei dem eine behandlungsbedürftige Nachblutung aufgetreten ist, ist notwendig. Es muss sofort ein Arzt konsultiert werden, ggf. das nächste Krankenhaus aufgesucht werden!
ANÄSTHESIOLOGISCHE KOMPLIKATIONEN
Während auf dem Gebiet der klinischen Anästhesiologie im letzten Jahrzehnt gewaltige Fortschritte zu verzeichnen sind, beherrscht ganz besonders in der Sprechstunde, innerhalb der kleinen aber auch der mittleren Chirurgie aus Unwissenheit und Angst nach wie vor die Lokalanästhesie das Feld. Und das obwohl durch die modernen Narkosemittel die Möglichkeit besteht, dass der Patient ohne Angst und Unbehagen einschlafen kann, während des Eingriffes schmerzfrei ist und postoperativ schnell und ohne Nebenwirkungen erwacht, nach Hause zurückkehrt und gleich sein normales Leben uneingeschränkt wieder aufnehmen kann. Aber selbst die Lokalanästhesie, die in der ambulanten Praxis bevorzugt wird, ist keineswegs ungefährlich. Immer wieder ereignen sich schwer voraussehbare Fälle individueller Überempfindlichkeit gegen Medikamente.
Selbst bei richtiger Gesamtmenge und Konzentration des Lokalanästhetikums sind ernste Zwischenfälle möglich. Unterschiedliche Resorptionsverhältnisse am Injektionsort, intravenöses Injizieren aus Versehen und individuell abweichende Reaktionsbereitschaft der einzelnen Patienten sind nicht vorauszuahnen. Auftretende Störungen können auf dem Betäubungsmittel selbst beruhen, auf einer beigegebenen Adrenalinlösung oder auch Ausdruck einer allergischen Reaktion sein. Beste fachliche Qualifikation und äußerste Sorgfalt vermögen nur dann voll zum Tragen zu kommen, wenn dem Ausführenden die technische und apparative Ausrüstung zur Verfügung steht, die für die Beherrschung von möglichen chirurgischen und anästhesiologischen Zwischenfällen während des Eingriff notwendig ist. Auch der praktische Arzt ist verpflichtet, über die Ausrüstung, die für die Therapie der in Betracht zu ziehenden Zwischenfälle notwendig ist, zu verfügen. Für den Facharzt ist die für sein Spezialgebiet erforderliche Ausstattung selbstverständlich. Deswegen ist es wichtig, dass Sie sich z.B. bei der zuständigen Kassenärztliche Vereinigung oder der Ärztekammer über den Ort erkundigen, wo Sie in Lokalanästhesie oder in Narkose ambulant operiert werden sollen. Es liegt offensichtlich auf der Hand, dass dem in den eigenen Räumen praktizierenden Nicht-Anästhesiefachmann engere Grenzen gezogen sind als dem Anästhesisten eines operativen Zentrums oder eines Krankenhauses, die über die notwendige Ausstattung und qualifiziertes Hilfspersonal verfügen.
KOMPLIKATIONEN BEI VOLLNARKOSE UND LOKALANÄSTHESIEN
Folgende Komplikationen können sowohl bei Vollnarkose wie auch bei Lokalanästhesien auftreten:
I. Toxische Reaktionen
a) Zentralnervöse Effekte, wie Stimulation, oder Depression der Atmung und Kreislauf.
b) periphere Effekte aus dem Kardiovaskulären System wie direkte Herzwirkung oder Wirkung auf periphere Kreislauf, oder aus der Atmung (Bronchospasmus)
II. Abnorme Reaktionen
a) Allergische Reaktion
b) Überempfindlichkeit
III. Unspezifische Reaktionen
a) Psychomotorische Reaktionen
b) Vasopressorische Reaktionen
Bei allgemeinen Vergiftungserscheinungen nach Anwendung von lokalen Betäubungsmitteln wird als Sofortmaßnahme die weitere Applikation des Mittels abgebrochen, bei Atemstörungen eine künstliche Beatmung eingeleitet, bei einem eventuellen Herzstillstand ohne Verzug die Herzmassage vorgenommen. Kommt es zu initialen Streckkrämpfen oder Konvulsionen, muss der Arzt und das Anästhesieteam vorbereitet und in der Lage sein, diese unter Kontrolle zu bringen.
Wie eingangs bereits angedeutet, handelt es sich bei Zwischenfällen entweder um spezifische (z. B. Überdosierung, versehentliche intravasale Injektion usw.) oder um unspezifische Reaktionen (verursacht durch abnormes Reagieren des Patienten, Begleiterkrankungen usw.). Alle auftretenden Störungen des Allgemeinbefindens unter der Lokalanästhesie sind sowohl in ihrem Erscheinungsbild als auch in ihrer Behandlung unabhängig vom injizierten Präparat.
DER AKTUE KREISLAUFSTILLSTAND - HERZSTILLSTAND
Es ist die seltenste und schwerste anästhesiologische Komplikation, auf die der für die Anästhesie/ Narkose verantwortliche Arzt und Anästhesieteam immer vorbereitet sein muss. Eine Vielzahl von Faktoren vermag die Auslösung eines akuten Herzstillstandes herbeizuführen. Die praktisch wichtigste Ursache ist der Sauerstoffmangel des Herzmuskels selbst. Dieser kann wiederum ventilatorisch, respiratorisch oder zirkulatorisch bedingt sein.
Man unterscheidet 3 Arten des Herzstillstandes:
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Die Asystolie, die bei weitem häufigste Form. Das Herz steht vollkommen still und zeigt keinerlei Aktion mehr. Vorhöfe und Kammern sind erweitert, der Herzmuskel dunkelblau, livide verfärbt. Die typische Situation bei Sauerstoffmangel des Gewebes.
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Das Kammerflimmern. über die gesamte Herzmuskulatur laufen unkoordinierte, wellenförmige Flimmerbewegungen hinweg. Der Herzmuskel vermag keine geordnete Kontraktion mehr durchzuführen.
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Herzschwäche. Meist besteht noch ein regelmäßiger, langsamer Rhythmus, aber die einzelnen Kontraktionen sind derart schwach, dass damit kein Blut mehr in den Kreislauf ausgetrieben werden kann.
Allen 3 Formen des Herzstillstandes ist der Kreislaufstillstand gemeinsam, durch den die Durchblutung der lebenswichtigen Organe nicht mehr stattfindet. Meist geht dem Herzstillstand eine Phase von Mangeldurchblutung des Herzens selbst voraus, währenddessen die Energiereserven in der Herzmuskelzelle weitgehend angegriffen und reduziert, oder total verbraucht werden. Der plötzliche Ausfall der Herzaktion, wodurch auch immer er zustande gekommen ist, erfordert sofortiges Handeln. Die durch den Kreislaufstillstand bedingte Anoxie führt in Sekunden zu Bewusstlosigkeit und Atemstillstand.
BESONDERHEITEN BEI DIABETES MELLITUS
Es besteht keine Kontraindikation gegen eine ambulant durchgeführte Vollnarkose bei Diabetikern. Zur Vermeidung von Komplikationen ist ein generell festgelegtes Management für den Operationstag erforderlich. Am Operationstag soll die morgendliche Applikation der Antidiabetika unterbleiben. Die Patienten bringen ihre Präparate aber zur frühmorgendlichen Aufnahme ins OP-Zentrum mit. Es wird zunächst der Nüchternblutzucker bis zum Operationsbeginn bestimmt. Dieser sollte möglichst früh eingeplant sein.
Postoperativ muss der Blutzuckerwert nochmals kontrolliert werden. Sobald der Patient wach ist und keine Übelkeit/Erbrechen vorliegt, empfiehlt sich die Gabe der üblichen morgendlichen Dosis (ggf. mit Korrektur entsprechend dem ermittelten Blutzuckerwert) des Antidiabetikums. Die erste Nahrungsaufnahme sollte möglichst im normalen zeitlichen Rahmen zu Hause erfolgen. Patienten mit extremen Blutzuckerimbalanzen sowie protrahierter Übelkeit und Erbrechen, auch beim Auftreten zu Hause, müssen die stationär aufgenommen werden. Daher ist die nochmalige Kontaktaufnahme zum Patienten am Operationsabend sowie am ersten postoperativen Tag telefonisch oder durch Visite sinnvoll.

